Im Fachgebiet Betriebswissenschaften geht es um das Zusammenwirken von Mensch, Technik und Organisation. Hochwertige technische Konsum- und Investitionsgüter sollen in möglichst kurzer Zeit bei möglichst niedrigen Kosten produziert werden. Unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit werden neben ökonomisch-ökologischen Dimensionen auch soziale Aspekte betrachtet. Diese hochgesteckten Ziele werden erreicht durch Modellierungen und Simulationen sowie durch optimierte Produktionslogistik, Fabrikplanung, Arbeitsorganisation und Informations- und Kommunikationssysteme.

 

Betriebswissenschaft – Was ist das?

Die Betriebswissenschaft ist ein Forschungsgebiet der Ingenieurwissenschaften, das sich mit dem Planen und Betreiben von Betrieben, insbesondere von Fabrikbetrieben, beschäftigt. Es geht dabei um das Zusammenwirken von Mensch, Technik und Organisation. Im Gegensatz zur Betriebswirtschaftslehre (auch Betriebsökonomie), die ein Teilgebiet der Wirtschaftswissenschaften darstellt, umfasst die Betriebswissenschaft neben ökonomischen also auch technologische Fragestellungen. Sie setzt sich zusammen aus den Bestandteilen Produktionstechnik, Fertigungsverfahren, Werkzeugmaschinen, Arbeitsvorbereitung (Fertigungsplanung und ‑steuerung), Organisation des Arbeitsablaufes, Zeitwirtschaft, betriebliches Rechnungswesen und Arbeitswirtschaft.

 

Frederick Winslow Taylor gilt mit seinem Hauptwerk „Scientific Management“ und dem darin entwickelten gleichnamigen Managementkonzept als Begründer der Betriebswissenschaft. Das „Scientific Management“ (deutsch: wissenschaftliche Betriebsführung) legte basierend auf eher handwerklich orientierten Massenproduktionsstrukturen im Übergang von Manufaktur- zu Fabrikarbeit den Grundstein für die Entwicklung des modernen Begriffs der Betriebswissenschaft.

Eine Plattform industrieller Revolutionen

Nachdem die erste industrielle Revolution maßgeblich auf der Entwicklung von Kraftmaschinen basierte, wurde der Fokus in den folgenden Revolutionen auf organisatorische Umbrüche im Fabrikbetrieb gelegt. Mit F.W. Taylor und seinen damals neuartigen Ansätzen der Arbeitsorganisation fanden schwerwiegende Veränderungen in der Betriebsorganisation statt. Diese zweite industrielle Revolution basierte auf der Betrachtung des Fabrikbetriebs unter Aspekten der Arbeitsteilung und einer grundlegenden Reorganisation der Produktionssystematik.

Ab den 1970er Jahren hielten mit der dritten industriellen Revolution Automatisierung und Informationstechnik Einzug in die Unternehmen. Das erforderte erneut eine grundlegende Anpassung der Produktionssystematik. Die Betriebswissenschaft als wissenschaftliche Disziplin des Fabrikbetriebs stellte auch hierbei einen Schlüsselfaktor für Innovation und erfolgreichen Wandel dar. Im Mittelpunkt stand die stetige Steigerung von Effizienz und Produktivität bei immer geringerer Verschwendung und optimaler Integration der menschlichen Arbeitskraft sowie die Nutzung aller technologischen Potenziale. Ein Beispiel dafür sind die von Taiichi Ohno beschriebenen Prinzipien der schlanken Produktion. Mit der bereits angebrochenen vierten industriellen Revolution, der sogenannten Industrie 4.0, wartet die nächste Herausforderung im Rahmen der Betriebswissenschaft.

Industrie 4.0: Die nächste Herausforderung

Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen können mithilfe digitaler Assistenzsysteme individuell unterstützt und ausgebildet werden. Cloud-basierte Datensysteme ermöglichen schnellen Zugriff auf sämtliche Prozess- und Unternehmensdaten an jedem beliebigen Ort, was zur Steigerung der Produkt- und Prozessqualität genutzt werden kann. Werkzeugmaschinen werden intelligenter und stärker vernetzt. Logistikprozesse werden immer transparenter, cyber-physische Systeme zunehmend lernfähig. Die gesamte Produktion kann durch einen digitalen Schatten abgebildet werden – die Grundlage für Predictive Analytics. Im Zuge dieser Veränderungen wandelt sich das klassische Geschäftsmodell als Produktanbieter hin zum Lösungsanbieter. Und wieder spielt die Betriebswissenschaft eine Schlüsselrolle als Befähiger für Innovation und unternehmerischen Fortschritt. Denn die neu gewonnenen technologischen Möglichkeiten müssen im Fabrikbetrieb eingesetzt und ihre Potenziale genutzt werden. Nur dann lassen sich Produktivität und Qualität stetig steigern.

Die WGP deckt mit ihren Lehrstühlen über Schwerpunktgebiete wie Betriebstechnik, Fabrikbetrieb, Fabrikanlagen oder Produktionssystematik ein breites Spektrum der Betriebswissenschaften ab.