Titelbild: Kick-off Tektonik an der Universität Stuttgart im Rahmen der BMFTR -Fördermaßnahme „DynaVer“ | Quelle: Charlotte Frierson (PTKA)

Pandemien, geopolitische Spannungen und Naturkatastrophen zeigen: Unternehmen müssen resilienter werden, also in der Lage sein, flexibel und schnell auf Störungen zu reagieren können. Eine Austauschplattform für materielle und immaterielle Kompetenzen kann helfen.

 

Juni 2025 Forschende am WGP-Lehrstuhl für Fertigungsautomatisierung und Produktionssystematik (FAPS) an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) erforscht im Rahmen der beiden Projekte Tektonik und ResiKomp, wie globale Produktionsnetzwerke widerstandsfähiger gestaltet werden können. Beide Projekte nähern sich der Frage aus unterschiedlichen Perspektiven und entwickeln praxisorientierte Lösungen für aktuelle und künftige Herausforderungen.


Tektonik: Plattformen als Treiber neuer Produktionslogiken

Tektonik geht über den einfachen plattformbasierten Datenaustausch hinaus. Das Projekt betrachtet, wie industrielle Plattformen zukünftig ganze Produktionsnetzwerke organisieren und steuern können. Im Zentrum steht die These, dass digitale Plattformen physische Wertschöpfung grundlegend beeinflussen und bestehende Strukturen grundlegend verändern könnten.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der WGP untersuchen daher, ob Plattformen als zentrale Instanz für Koordination und Entscheidungsfindung innerhalb vernetzter Produktionssysteme dienen können. So könnten Unternehmen künftig Produktionskapazitäten flexibel umplanen oder spontan mit neuen Partnern zusammenarbeiten. Dabei werden nicht nur technische, sondern auch rechtliche und wirtschaftliche Aspekte betrachtet. Gesellschaftliche Themen wie Standortentwicklung und -kompetenzen spielen ebenfalls eine Rolle.


ResiKomp: Gemeinsam stark durch geteiltes Wissen

Das Projekt ResiKomp befasst sich mit der Entwicklung digitaler Plattformen, über die Unternehmen Wissen, Fähigkeiten und Ressourcen branchenübergreifend austauschen können. So entsteht ein Netzwerk gegenseitiger Unterstützung, in dem Unternehmen bei Störungen ihrer Wertschöpfung auf die Ressourcen und Erfahrungen der Partner zurückzugreifen können. Beim Ausfall einer Maschine etwa oder eines Experten kann auf die Hardware oder auch Mitarbeitende der Partner zurückgegriffen werden.

Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Identifikation verdeckter Monopole – also einzelner, kritischer Zulieferer, von denen ein großer Teil der Lieferkette abhängt. Bei plötzlichen Lieferengpässen, unvorhergesehenen Ereignissen (z.B. russischer Angriffskrieg auf die Ukraine, Blockade im Suezkanal) oder Veränderungen im Markt wirken sie sich im Produktionsnetzwerk problematisch aus. Eine Analyse der Wertschöpfungsnetzwerke und ihrer Teilnehmenden helfen, derartige Schwachstellen frühzeitig zu erkennen. Darüber hinaus entwickelt ResiKomp Krisenreaktionspläne, Schulungen und Kooperationsmodelle, die Unternehmen befähigen, flexibler und schneller zu handeln.

 

Bild 2: Kick-off ResiKomp im Rahmen der BMFTR -Fördermaßnahme „Zukunft der Wertschöpfung“ | Quelle: Timon Sengewald (FAU Erlangen-Nürnberg)

Bild 1: Kick-off ResiKomp im Rahmen der BMFTR -Fördermaßnahme „Zukunft der Wertschöpfung“ | Quelle: Timon Sengewald (FAU Erlangen-Nürnberg)

 

Zusammenspiel der Projekte

Tektonik und ResiKomp ergänzen sich. Während Tektonik auf der strategischen Ebene ansetzt und untersucht, wie Plattformen Produktionsnetzwerke langfristig verändern können, liefert ResiKomp konkrete Werkzeuge und Ansätze für den Umgang mit aktuellen Störungen. Beide Projekte haben das Ziel, die Resilienz von Produktionssystemen zu stärken.


Von den Chinesen lernen

Der Blick auf China zeigt: Dort wird Produktion in Clustern organisiert, in denen alle Zulieferer regional gebündelt sind. Das beschleunigt die Produktion und macht Lieferketten stabil. Ein Austausch der Kompetenzen geschieht nicht selten bei einem abendlichen Treffen von Mitarbeitenden der Partnerunternehmen im Lokal. Der WGP-Lehrstuhl FAPS hat sich zum Ziel gesetzt, die Vorteile solcher regionalen Strukturen über die Austauschplattformen auf eine digitale Ebene zu heben. Simulationen und Workshops hierzu haben bereits gezeigt, dass solche „Kompetenzdepots“ Unternehmen tatsächlich resilienter machen können.   

Globale Produktionsnetzwerke bleiben komplex. Doch durch neue Denkansätze, smarte Technologien und partnerschaftliche Zusammenarbeit lassen sie sich widerstandsfähiger gestalten.

 

 


Mehr Informationen 

https://www.faps.fau.de/curforsch/tektonik-tektonische-veraenderung-der-wertschoepfung-durch-digitale-plattformen-neue-impulse-fuer-kollaboration-transparenz-und-optimierung-in-vernetzten-wertschoepfungssystemen/

https://www.faps.fau.de/curforsch/resikomp-staerkung-der-resilienz-fuer-wertschoepfungsnetzwerke-durch-kompetenzdepots/


Förderer

Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR)

 

Ansprechpartner

Lehrstuhl für Fertigungsautomatisierung und Produktionssystematik (FAPS)
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

Prof. Jörg Franke
Institutsleiter
Tel.: +49 9131 85-27569
E-Mail: Joerg.Franke@faps.fau.de 

Baris Albayrak
Wissenschaftlicher Mitarbeiter
Tel.: +49 9131 85 302528
E-Mail: baris.albayrak@faps.fau.de

Adrian Müller
Wissenschaftlicher Mitarbeiter
Tel.: +49 173 6858177
E-Mail: adrian.mueller@faps.fau.de

 

 


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Kick-off Tektonik an der Universität Stuttgart im Rahmen der BMFTR -Fördermaßnahme „DynaVer“ | Quelle: Charlotte Frierson (PTKA)

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Kick-off ResiKomp im Rahmen der BMFTR -Fördermaßnahme „Zukunft der Wertschöpfung“ | Quelle: Timon Sengewald (FAU Erlangen-Nürnberg)