
Die Produktion großer Bauteile wie sie bei Baumaschinen, Flugzeugteilen oder Zugkomponenten vorkommen, ist oft mühsam, teuer und wenig flexibel. Das EU-Projekt REED will das ändern – mit einer digitalen Plattform, die Produktion, Technologie und Partner vernetzt. So wird die Fertigung smarter, nachhaltiger und effizienter.
Juni 2025 – In vielen Bereichen sind großformatige Bauteile unverzichtbar, wie etwa die Baumaschine für Glasfaserausbau oder der LKW-Auflieger für den Transport der Windkraftkomponenten. Die Herstellung solcher sperrigen Güter steht jedoch vor Herausforderungen: Viele manuelle Produktionsschritte, aufwendige Montage und schwerfällige Prozesse machen die Produktion teuer und fehleranfällig.
Hinzu kommt, dass viele Unternehmen zwar über die nötige Technologie zur Fertigung verfügen, aber nicht flexibel genug sind, um kurzfristig auf neue Anforderungen zu reagieren. Vertrauen in Zulieferer entsteht oft langsam, und passende Partner zu finden, gestaltet sich zeit- und ressourcenintensiv. Das Ergebnis sind häufig starre Lieferstrukturen, geringe Innovationsfähigkeit und ein hoher Ressourcenverbrauch.
Hier setzt REED an. Das Projekt mit dem langen Namen „Responsive and Reconfigurable Value Network for the Manufacture of Bulky Parts“ wird von der EU im Rahmen von Horizon Europe mit über 5 Millionen Euro gefördert. Ziel ist es, die Fertigung großer Bauteile durch eine digitale Plattform grundlegend zu verändern.
So funktioniert’s: Vernetzt, digital, effizient
Im Kern steht das Konzept „Manufacturing as a Service“ (MaaS): Statt starrer Produktionslinien entsteht ein flexibles Netzwerk, in dem Unternehmen, Technologien und Dienstleistungen intelligent miteinander verbunden sind. So können Aufträge effizienter verteilt, Ressourcen besser genutzt und Prozesse nachhaltiger gestaltet werden.
Die MaaS-Plattform des Projekts bringt Hersteller, Zulieferer und Technologieanbieter zusammen. Mithilfe digitaler Zwillinge und KI-gestützter Analysen werden Produktionsdaten in Echtzeit ausgewertet.

Bild 1: Konzeptionelle Darstellung der MaaS Plattform | Quelle: REED Consortium 2025. All rights reserved
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Eingangstor der Plattform ist das ERP- und MES-System, zur Abwicklung des Bestellprozesses und der Anforderungsdefinition. Nach Eingang der Produktionsdaten und Koordinierung passender Technologie- und Serviceanbieter wird der komplette Produktionsprozess mithilfe eines Digitalen Zwillings digitalisiert begleitet. Manuelle Prozesse sollen möglichst minimiert und die Qualität und Resilienz des Produktionsprozesses gesteigert werden. Die gesamte Wertschöpfungskette wird über verschiedene KI-Technologien überwacht, gesteuert, berichtet und optimiert.
Die Traceability des Produkts vom Rohmaterial bis zum Recycling wird mittels Implementierung des Digitalen Produktpasses sichergestellt. Der Digitale Produktpass hält aktuell Einzug in viele Bereiche der Produktion und ist eine tragende Säule der europäischen Öko-Design-Richtlinie. Zur Bewahrung der Integrität der Daten und des Reportings werden alle Daten im Digitalen Produktpass in einer Blockchain veröffentlicht.
Benötigt also ein Unternehmen kurzfristig ein spezielles Bauteil, findet es über die REED-Plattform einen passenden Hersteller, der freie Kapazitäten hat und die nötige Technologie besitzt. Der gesamte Prozess – von der Anfrage bis zur Auslieferung – wird digital begleitet und optimiert.
REED wird nicht nur theoretisch entwickelt, sondern in realen Anwendungen getestet. Drei Pilotprojekte sollen zum Abschluss des Projekts im September 2027 das Potential beweisen.
Blick in die Zukunft: Nachhaltig und anpassungsfähig
REED zeigt, wie Digitalisierung und Vernetzung die Industrie transformieren können. Statt starrer Strukturen entsteht ein dynamisches Netzwerk, welches sich schnell an neue Anforderungen anpasst. Das führt zu mehr Wettbewerbsfähigkeit, indem Unternehmen flexibler auf Marktveränderungen reagieren können.
Daraus folgt aber auch eine höhere Qualität durch durchgängige Datenanalyse und Prozessüberwachung sowie mehr Umweltschutz durch effizientere Prozesse, die in der Lage sind, Ressourcen und Emissionen zu reduzieren.
REED ebnet den Weg für eine zukunftsfähige, europäische Industrie – nicht nur im Bereich großer Bauteile, sondern als übertragbares Modell für die moderne Produktion generell.
Mehr Informationen
Weitere Informationen finden Sie auf der offiziellen Projektwebsite: reed-eu.eu
Projektbeschreibung auf CORDIS: cordis.europa.eu/project/id/101178405
Der aktuelle Stand auf der Website des PTW: https://www.ptw.tu-darmstadt.de/forschung_ptw/eta/aktuelle_projekte_eta/reed/index.de.jsp
Das Projekt wird koordiniert vom Instituto Ibermatica de Innovación SL (Spanien) und läuft von Oktober 2024 bis September 2027.
Förderer
Ansprechpartner
Institut für Produktionsmanagement, Technologie und Werkzeugmaschinen (PTW)
Technische Universität Darmstadt
Prof. Matthias Weigold
Institutsleiter
Tel.: +49 6151 16-21877
E-Mail: M.Weigold@PTW.TU-Darmstadt.de
Benjamin Rähmer
Wissenschaftlicher Mitarbeiter
Tel.: +49 6151 8229-680
E-Mail: B.Raehmer@PTW.TU-Darmstadt.de
Downloads:
Projektauftakt in Bilbao, Spanien | Quelle: REED Consortium 2025. All rights reserved
Konzeptionelle Darstellung der MaaS Plattform | Quelle: REED Consortium 2025. All rights reserved
REED: 101178405