- Definition des Shopfloor Managements
- Rolle der Führungskräfte
- Gründe für das Shopfloor Management
- Ziele und Aufgaben des Shopfloor Managements
- Bestandteile des Shopfloor Managements
- Methoden des Shopfloor Managements
- Vor- und Nachteile des Shopfloor Managements
- Erfolgsfaktoren des Shopfloor Managements
- Kennzahlen des Shopfloor Managements
- Digitales Shopfloor Management
- Einsatzgebiete des Shopfloor Managements
- Beispiele für Shopfloor Management
- Schulungen, Weiterbildungen und Seminare für Shopfloor Management
- Dienstleistungen beim Shopfloor Management
Definition des Shopfloor Managements
Shopfloor Management ist ein integriertes Management System zur systematischen Weiterentwicklung von Prozessen und Mitarbeitern auf dem Shopfloor durch Performance Management, Problemlösung, Führung vor Ort, Visuelles Management und Kompetenzentwicklung. Shopfloor Management dient der Erfüllung von Kundenwünschen durch Selbstmanagement der Mitarbeiter, Minifirmen innerhalb des Unternehmens und Glass Wall Management. Es baut auf den Erfolgen eines Ganzheitlichen Produktionssystems auf und ergänzt es durch eine aktivere Führung vor Ort. Shopfloor Management bedeutet auch das Zusammenspiel aus Genba (real place / shop floor), Genbutsu (real thing) und Genjitsu (real fact) zu managen. Übersetzt aus dem Englischen bedeutet Shopfloor “Werkstatt”, “Produktionsstätte”, “Fertigungsbereich”.
Rolle der Führungskräfte
Die Rolle der Führungskräfte im Shopfloor Management ist zentral und multifunktional, da sie direkt auf dem Shopfloor präsent sind, um Prozesse zu beobachten, mit Mitarbeitern zu interagieren und eine Kultur der kontinuierlichen Verbesserung zu fördern. Sie praktizieren Management durch Gemba, um ein tiefes Verständnis für die täglichen Abläufe zu entwickeln und schnell auf Probleme reagieren zu können. Durch klare, offene Kommunikation und regelmäßige Teambesprechungen sorgen sie für einen kontinuierlichen Informationsaustausch und fördern die aktive Einbindung der Mitarbeiter in Entscheidungsprozesse. Ihre Aufgabe ist es, Ziele und Erwartungen transparent zu machen, kontinuierliches Feedback zu geben und eine Umgebung zu schaffen, in der Mitarbeiter sich ermutigt fühlen, Ideen einzubringen und an der Verbesserung von Prozessen aktiv teilzunehmen.
Gründe für das Shopfloor Management
Symptome für mangelnde Koordination oder Management auf dem Shopfloor sind zum Beispiel, Wunsch der Mitarbeiter für Verbesserung wird vernachlässigt, Müll auf dem Boden, Mitarbeiter führen problematische Arbeit aus, Management Informationen werden nicht geteilt, Mitarbeiter machen monotone Arbeit, Unreine Badezimmer, Teile werden direkt auf dem Boden gelagert, Hohe Bestände. Um diese Probleme nachhaltig zu lösen, ist Shopfloor Management sehr wichtig.
Ziele und Aufgaben des Shopfloor Managements
Shopfloor Management bedeutet das Führen am Ort der Wertschöpfung. Es hat 5 Aufgaben:
- Führungsinstrument über alle Hierarchie-Ebenen
- Befähigt Unternehmen zur Implementierung des nachhaltigen kontinuierlichen Verbesserungsprozesses
- Aktive Führung am Ort der Wertschöpfung
- Bringt Führungskräfte wieder näher ans Tagesgeschäft
- Erzeugt Transparenz
- Konzentriert Verantwortung
Bestandteile des Shopfloor Managements
Shopfloor Management hat zwei Voraussetzungen, die sind nämlich Stabilität und Standardisierung. Zu den Kernselemente gehört es Performance Management (Auftrags-/ Arbeitsplanung), Problemlösungs- /Verbesserungsmanagement, Führung/Leadership, Visuelles Management (Glass Wall Management), Kompetenzentwicklung (Mitarbeiterentwicklung).
Performance Management
Das Performance Management ist ein Instrument der Unternehmensführung, das Führungskräften hilft, die Arbeit ihrer Mitarbeiter zu überwachen und zu bewerten. Ziel des Performance-Managements ist es, ein Umfeld zu schaffen, in dem die Mitarbeiter ihr Bestes geben und möglichst effizient und effektiv qualitativ hochwertige Arbeit leisten können. Mit dem Leistungsmanagement werden zwei Arten von Verbesserungen in der Arbeits- und Auftragsplanung angesprochen. Einerseits wird auf Probleme reagiert, die durch instabile Prozesse verursacht und durch Kennzahlen angezeigt werden. Zum anderen wird das Performance Management genutzt, um anspruchsvollere Ziele zu archivieren. Dazu werden die KPIs mit der langfristigen Vision des Unternehmens verknüpft, wie sie durch die Lean-Methode “Hoshin Kanri” eingeführt wird.
Problemlösungsprozess
Problemlösungsprozess handelt sich um das Thema, wie man die Probleme richtig erkennen, definieren und am Ende nachhaltig lösen. Beim Problemmanagement werden Prozessspezifikationen verwendet, um ein Standardverfahren zu definieren. In den täglichen Betriebsbesprechungen wird die tatsächliche Prozessleistung mit dem definierten Soll-Zustand abgeglichen. Bei Abweichungen werden die Ursachen analysiert und ein systematischer Problemlösungsprozess (PLP) eingeleitet. Schließlich wird der verbesserte Prozess wieder standardisiert.
Führung
Führung ist für das Shopfloor Management auch wichtig, weil die Lösung zur Überwindung der Probleme u.a. beim Verhalten der Führungskräfte liegt. Mit Lean Führung wird die Hierarchietiefe reduziert und die Führungskräfte werden motiviert, mehr Zeit an der Basis zu verbringen, um die Verbindung zwischen den Führungskräften und den Mitarbeitern zu fördern.
Visuelles Management
Visuelles Management als Antreiber eines erfolgreichen KVP ist ein unternehmensweites System zur effektiven Kommunikation. Das visuelles Management befasst sich mit der Informationsverbreitung in den Betrieben. Mit dem Konzept der Minifabriken beginnen die Mitarbeiter jedes Teams, sich für ihren eigenen Arbeitsbereich verantwortlich zu fühlen und mit anderen Minifabriken zu kommunizieren.
Kompetenzmanagement
Kompetenzmanagement heißt neues Wissen nachhaltig im Mitarbeiterstab verankern. Im Kompetenzmanagement werden die Mitarbeiter zur kontinuierlichen Verbesserung befähigt, indem sie gemeinsam mit Kollegen Verantwortung für Verbesserungsprozesse übernehmen. Außerdem wird durch eine strukturierte Kommunikation, die durch die täglichen Betriebsversammlungen gewährleistet wird, sichergestellt, dass alle relevanten Themen besprochen werden. Dadurch werden die Mitarbeiter zur Kompetenzentwicklung angeregt.
Methoden des Shopfloor Managements
Beim Shopfloor Management werden folgende Methoden eingesetzt:
Shopfloor Besprechung /-dialog
Shopfloor Besprechung / Dialog inkl. Abweichungsanalyse, Definition von kurzfristigen Maßnahmen, Eskalation über Besprechungs- / Kommunikationskaskade.
Shopfloor Board
Ein Shopfloor-Board dient als Informations- und Ideenzentrum. Hier erhalten alle Mitarbeiter die neuesten Informationen und Probleme können vor Ort zusammen mit den Mitarbeitern bearbeitet werden.
Kennzahl
Eine Kennzahl ist eine Leistungsmessgröße in einem speziellen Organisationsbereich oder Geschäftsprozess mit signifikantem Einfluss auf die Zielerfüllung des gesamten Unternehmens.
Erkennung von Abweichungen (Andon)
Aus standardisierten Prozessen und Abläufen resultieret ein niedriger Grad an Leistungs-schwankungen. Dadurch entsteht ein größeres Verständnis für die normale bzw. anomale Erfüllung des Prozesses.
Zielvorgaben (Hoshin Kanri)
Hoshin Kanri ist eine Methode um sicherzustellen, dass die strategischen Ziele und Visionen eines Unternehmens auf allen Hierarchieebenen kommuniziert und implementiert werden.
Coaching
Coaching bedeutet jeden Tag an jedem Prozess mit allen Vorarbeitern über die folgende Punkte zu sprechen: Zielzustand, Ist-Zustand, Abweichung/Hindernisse, nächster Schritt, Zieltermine.
PDCA
Plan heißt Maßnahme, Verantwortlichkeit und Umsetzungsdatum sind definiert. Do bedeutet Maßnahme ist implementiert und wird überprüft. Check ist Effektivität der Maßnahme wurde im Team validiert. Act heißt Lerngelegenheit ist evaluiert, Lösung ggf. standardisiert.
Gemba Walks
Der Begriff Gemba Walk setzt sich aus dem japanischen Wort Gemba (=„der reale Ort“, Produktionsstätte) und dem englischen Wort Walk (= „Gang“, „Weg“) zusammen.
Vor- und Nachteile des Shopfloor Managements
Vorteile:
- standardisierte Abläufe
- effizientere Besprechungen
- durchgängiger Informationsfluss
- Transparenz über alle Schichten
- Führungskräfte sind regelmäßig vor Ort
- regelmäßige Prozesskontrollen
- direktes Ansprechen von Verbesserungen
- klares Beschreiben von Problemen sowie zügige und nachhaltiges Lösen
- Unterstützung der Hierarchien bei der Umstellung
- klare Regelung bei der Eskalation von Themen
- deutlich höhere Motivation der Mitarbeiter
Nachteile:
- Pflegen und Aktualisieren des Shopfloor-Boards artet schnell in Bürokratie aus
- unehrlicher Umgang bei Fehlern unter Mitarbeitern
- Nichteinhalten der getroffenen Vereinbarungen
- Überdenken des Zeitmanagements der Führungskräfte
- fehlendes Vorleben des SFM durch Führungskräfte
- zu hohe Erwartungshaltung der Führungskräfte an die Mitarbeiter
- Angstentwicklung der Mitarbeiter
- Überwachungsgefühl bei den Mitarbeitern
- fehlende Umsetzung der Verbesserungen
Erfolgsfaktoren des Shopfloor Managements
Erfolg des Shopfloor Managements hängt von folgenden Faktoren ab:
Basisstabilität
- „Große Verlustquellen“ eliminieren
- Technische Verfügbarkeit verbessern
- Variabilität eliminieren, Vielfalt beherrschbar machen
- Technische Prozessstabilität
Standards
- Wiederholbare Arbeitsabläufe schaffen
- Klar definierte Erwartungen an Prozesse einführen
- Sicherstellung von Konsistenz in allen Arbeitselementen (Arbeitsabläufe, Material, Maschinen)
Kennzahlen des Shopfloor Managements
Eine Kennzahl ist eine Leistungsmessgröße in einem speziellen Organisationsbereich oder Geschäftsprozess mit signifikantem Einfluss auf die Zielerfüllung des gesamten Unternehmens. Die Ziele von Kennzahlen sind Messen der Prozessleistung und Vergleich aufeinanderfolgender Perioden, Erkennen von Abweichungen im Hinblick auf Ziele, Vergleich mit anderen Einheiten der eigenen Organisation oder mit anderen Unternehmen im Sinne eines Benchmarking und Input für kontinuierliche Verbesserung. Es finden folgende Shopfloor Management Kennzahlen Anwendung:
Sicherheit
- Anzahl Unfälle
Anzahl Sicherheits- vorschläge
- Kosten
- Produktivität
- Überstunden
- Zusatzausgaben
Qualität
- Mängel
- Nacharbeit
- Reklamation
- Stillstände
- OEE
- Vollständigkeit von Informationen
Arbeitsmoral
- Abwesenheit/
- Verspätungsrate
- Anzahl von Vorschlägen
Lieferung
- Lieferfähigkeit
- Liefertreue von Dokumenten
- Durchlaufzeit
- Lieferfristen
- Ausbringung
Digitales Shopfloor Management
Im Vergleich zu analog Shopfloor Management, bildet digitales Shopfloor Management alle Aspekte von Shopfloor Management ab und ermöglicht zusätzlich methodische Verbesserung. Dazu gibt es bei digitalem Shopfloor Management datenbasierte Assistenzsysteme zur Verbesserung von Entscheidungsfindung oder Wissensmanagement. Die industrielle Produktentwicklung befindet sich seit einiger Zeit im Umbruch. Dieser Umbruch, der besser unter dem Namen Industrie 4.0 bekannt ist, stellt produzierende Unternehmen vor neue Herausforderung. Die neuen Technologien schaffen zahlreiche neue Möglichkeiten den Produktionsprozess sowohl qualitativ als auch wirtschaftlich zu optimieren. Damit einhergehend sind bedeutende Veränderungen in der Gestaltung der Produktion und den dort angewandten Instrumenten. Folglich haben diese Veränderungen einen Einfluss auf das Shopfloor Management, dessen Anwendungsmethoden und die Rolle der einzelnen Mitarbeiter und Führungskräfte. Das klassische Shopfloor Management ist in den Unternehmen bereits weit verbreitet, das durch die Digitalisierung sich entwickelnde digitale Shopfloor Management, kommt jedoch in der Unternehmenspraxis noch vergleichsweise selten zur Anwendung. An dieser Stelle sollen die Ansätze und Methoden des Lean Managements nicht ersetzt werden, allerdings bieten sich den Unternehmen zahlreiche Möglichkeiten diese mithilfe der Digitalisierung zu optimieren. Die Herausforderung dabei ist die Vorteile der Digitalisierung zu nutzen und ein neues digitale Shopfloor Management zu schaffen, ohne den Grundgedanken des Shopfloor Managements dabei zu verlieren.
Einsatzgebiete des Shopfloor Managements
Das Shopfloor-Management findet in der Regel in der Werkstatt statt, aber der Kommunikationsbereich kann viele Abteilungen in der Produktion umfassen. Darüber hinaus kann die Logistik mit Hilfe von Shopfloor Management auch ihre eigene Arbeit verwalten. In der Praxis beginnt das Shopfloor Management oft mit zwei Aspekten, von denen einer die Gestaltung der Key Performance ist. Die Leistungskennzahlen helfen den Managern, Abweichungen schneller zu erkennen. Ein weiterer weit verbreiteter Aspekt ist der Problemlösungsprozess. Mit der Ausweitung der kundenindividuellen Produktion wird das Shopfloor-Management nun in immer mehr Abteilungen eingeführt und beginnt, F&E und Vertrieb einzubeziehen.
Beispiele für Shopfloor Management
Shopfloor Management ist überall in der Produktion zu finden. Leistungstafeln in den Betrieben, tägliche Besprechungen mit Mitarbeitern und Managern in den Betrieben und verschiedene Methoden zur Problemlösung. All dies ist Teil des Shopfloor-Managements. Die erläuterten Ziele und die Vorteile die Shopfloor Management bietet, können einen großen Nutzen für Unternehmen haben. Es stellt sich jedoch die Frage, wie weit ist das Führungsinstrument in den Unternehmen verbreitet und wie wenden es diese es an. Eine Studie aus dem Jahr 2018 zeigt, dass 82,5 Prozent der teilnehmenden Unternehmen Shopfloor Management implementiert haben. Eine Steigerung von ungefähr 20 Prozent im Vergleich zu drei Jahren zuvor. Der Großteil der Unternehmen gab allerding an, dass es nicht in allen Hierarchieebenen angewendet wird. Dennoch setzen es die meisten in der Produktion ein und auch in naheliegenden Bereichen. Dabei haben visualisierende Methoden den größten positiven Effekt, aber auch der PDCA-Zyklus wird von den Unternehmen als ein sehr nützliches Instrument empfunden. Folglich ist Shopfloor Management ein häufig genutztes Führungsinstrument, welches ein Wachstum bei der Anwendung durch die Unternehmen verzeichnen kann.
Schulungen, Weiterbildungen und Seminare für Shopfloor Management
Damit das Shopfloor-Management in der Produktion so wertvoll ist, wie es sein sollte, und damit die Unternehmen eine kontinuierliche Verbesserung erreichen können, ist die Schulung der Mitarbeiter ein sehr wichtiger Teil des Prozesses. Dazu gehören der Aufbau einer Fehlerkultur und die Schulung im Kommunikationsprozess. Es ist auch sehr wichtig, dass die Führungskräfte den Prozess des Shopfloor Managements kennen. Man kann sagen, dass der Prozess des Shopfloor Managements sehr viel mit Menschen zu tun hat. Daher ist die Shop Management Schulung oder Weiterbildung für Unternehmen sehr wichtig.
Hier finden Sie das Seminar zu digitalem Shopfloor Management der WGP-Produktionsakademie.
Dienstleistungen beim Shopfloor Management
Um Shopfloor Managementansätze im Unternehmen erfolgreich umzusetzen können verschiedene Methoden genutzt werden. Beispielsweise können Shopfloor Boards genutzt werden, um Kennzahlen zu visualisieren und die Transparenz im Unternehmen zu gewährleisten. Weitere Beispiele wären der Gemba Walk, der durch die Anwesenheit der Führungskraft auf der Produktionsfläche geprägt wird und der PDCA-Zyklus, bei dem die systematische und wiederkehrende Abfolge der Punkte Problemanalyse (Plan), Lösungsfindung (Do), Überprüfung (Check) und Umsetzung (Act) charakteristisch ist. Darüber hinaus ist zu beachten, dass die einzelnen Instrument nicht für jede Managementmethode gleichermaßen anzuwenden sind, so können zwar visualisierende Methoden wie das Shopfloor Board auf jeden der fünf Managementansätze angewendet werden, jedoch ist der Gemba Walk nur beim Problemlösungsmanagement und dem Führen vor Ort hilfreich. Dahingegen unterstützt der PDCA-Zyklus beim Glass Wall-, Kompetenz- und Problemlösungsmanagement. Es ist zu beachten, dass es noch weitere Methoden aus dem Bereich des Lean Managements gibt, die genutzt werden können. Deswegen ist es wichtig bei Umsetzung des Shopfloor Managements immer einen professionellen Dienstleister hinzuzuziehen.
Hier finden Sie das Seminar zu digitalem Shopfloor Management der WGP-Produktionsakademie.