Die gemeinsame Forschungsarbeit mit den US-amerikanischen Kollegen wurde im Rahmen eines Workshops Anfang April in Washington, USA, weiter vertieft. Mit dabei waren auch rund ein Dutzend WGP-Professoren bzw. deren wissenschaftliche Mitarbeiter.

 

Das binationale Treffen wurde von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und deren US-amerikanischem Pendant, der National Science Foundation (NSF) finanziert und von deutschen und US-amerikanischen Produktionstechnikern organisiert. „Es gibt innerhalb der EU viele internationale Kooperationsmöglichkeiten“, erläutert Prof. Peter Groche, Leiter des Instituts für Produktionstechnik und Umformmaschinen (PtU) der TU Darmstadt und Mitorganisator des Workshops. „Doch Kooperationen mit US-amerikanischen Produktionstechnikern sind ungleich schwieriger zu realisieren. Das wollen wir ein stückweit ändern.“ Hierfür hatte es im Jahr 2016 bereits ein erstes Treffen in Darmstadt gegeben.

 

Synchronisierung unterschiedlicher Gewohnheiten

Das dem so ist, liegt unter anderem an den sehr unterschiedlichen Begutachtungsverfahren von Forschungsvorhaben durch NSF und DFG.  Für gemeinsame Projekte müssen die bestehenden Verfahren in Deutschland und den USA also derart synchronisiert werden, dass sie in Einklang mit beiden offiziellen Begutachtungsverfahren stehen. Dies ist bei den ersten fünf Forschungsprojekten, die 2016 auf den Weg gebracht worden waren, gelungen.

Doch nicht nur bei den Verfahren gibt es große Unterschiede, auch die Arbeitsbedingungen der Wissenschaftler dies- und jenseits des Großen Teichs sind sehr unterschiedlich. So müssen US-amerikanische Studierende deutlich mehr Studiengebühren zahlen als ihre deutschen Kollegen. Ihnen stellt sich daher verstärkt die Frage, ob sie während eines Aufenthalts in Deutschland die Gebühren in der Heimat weiterzahlen müssen. Und andersherum gedacht: Müssen deutsche Nachwuchswissenschaftler dann in den USA die hohen Gebühren zahlen? Eine weitere Frage ist, auf welcher Ebene der Austausch stattfinden soll: auf Professoren-Ebene, unter wissenschaftlichen Mitarbeitern oder Oberingenieuren? Können während des Austauschs auch Credit Points gesammelt werden? Diese und andere Fragen müssen die Wissenschaftler ihrerseits noch klären.

 

Im Gespräch bleiben

Bei all den Herausforderungen kommt erleichternd hinzu, dass US-Amerikaner ein wiedererstarkendes Interesse an Technologien verspüren und diese vorantreiben wollen. Da liegt der Schulterschluss mit Deutschland nahe. „Dieser Trend begann mit der Finanzkrise ab 2008, also schon unter Barack Obama“, konkretisiert Prof. Berend Denkena, Präsident der WGP und Leiter des Instituts für Fertigungstechnik und Werkzeugmaschinen (IFW) der Leibniz-Universität Hannover.

Zudem „haben die ersten Projekte aus so unterschiedlichen Themenbereichen wie Zerspanung, Prozesssimulation, Laserbearbeitung oder auch Umformtechnik einen echten Mehrwert gebracht. Und das auch jenseits des wissenschaftlichen Erkenntnisgewinns, weshalb wir das DFG-NSF-Projekt nicht nur verstetigen, sondern ausweiten wollen“, fasst Groche zusammen. „Mit dieser Initiative wollen wir nicht zuletzt jungen Menschen die Chance geben, früh interkulturelle Kompetenzen aufzubauen und internationale Projekte durchzuführen“, hebt Groche hervor. „Vielen US-amerikanischen Studierenden etwa ist ein für europäische Studierende selbstverständlicher Wechsel in andere Kultur- und Sprachwelten nicht geläufig.“

Denkena hat bei alldem nicht zuletzt die derzeitige Politik vor Augen: „Wir wollen den Auswirkungen der Präsidentschaft Trumps auf das transatlantische Verhältnis etwas entgegensetzen und ins Gespräch kommen. Nur wenn wir uns kennenlernen, persönliche Kontakte und Freundschaften knüpfen, können wir Vertrauen und Zusammenarbeit in Zeiten stärken, in denen Unwägbarkeiten und Enttäuschungen vorherrschen. Nur wenn wir junge Menschen ermutigen und befähigen, eigene Erfahrungen zu sammeln, bleibt Verständnis für die jeweils andere Seite erhalten.“

 

Bildquelle: Tobias Siebrecht, TU Dortmund