Jungwissenschaftler Tobias Czotscher mit einer Schülergruppe im Rahmen derBremer Kinder Uni am BIAS. Quelle: BIAS Bremen

SchülerInnen frühzeitig für Studiengänge aus dem sogenannten MINT-Bereich zu interessieren, ist Schritt eins, um dem Nachwuchsmangel in der Produktionstechnik zu begegnen. Also schufen die Bremer einen Weltretter-Tag.

Juni 2018 – „Wie können wir gemeinsam die Welt ein wenig besser machen?“ Für diese Frage interessieren sich erfahrungsgemäß gerade junge Generationen. Wie sie das als Ingenieur ganz praktisch angehen können, erfahren SchülerInnen der Oberstufen am sogenannnten  Weltretter-Tag an der Bremer Universität. Dort hat Prof. Ekkard Brinksmeier, Leiter des IWT, die „Werde Weltretter“-Kampagne ins Leben gerufen. Die Pennäler können sich an diesem Tag auf ganz praktische und unterhaltsame Weise über das Ingenieurstudium informieren.

„Wir organisieren hier keine der klassischen Infoveranstaltungen, denn wir wollen den Schülerinnen und Schülern auf Augenhöhe begegnen“, berichtet Brinksmeier. „Die Teilnehmer können Fragen stellen, die ihnen keine Berufsberatung beantworten kann. Und wir zeigen ihnen Bereiche, die sonst nur Forschenden und Studierenden zugänglich sind.“ Beim Weltretter-Tag machen alle mit: von der international renommierten Forscherin über den Labortechniker bis hin zum Studi.

An den Nachwuchs-Förderprojekten engagieren sich die WGP-Institute BIMAQ (Institut für Messtechnik, Automatisierung und Qualitätswissenschaft), BIBA (Institut für Produktion und Logistik), IWT (Leibniz‑Institut für Werkstofforientierte Technologien) und das BIAS (Bremer Institut für angewandte Strahltechnik) in diversen Nachwuchsförderprogrammen.

Im BIBA etwa wartet das „Gaming Labor“ mit einem Workshop zur Logistik, bei dem die jungen Weltretter mittels Planspielen und Simulationen logistische Aufgaben lösen können. Am IWT dreht sich am Weltretter-Tag alles um Treibstoff und Materialien der Zukunft, Leichtbau-Konstruktionen sowie energie- und ressourcenschonende Metallverarbeitung.

Beim „Studi-Projekt Bremergy Racing e. V. stellt sich vor“ lernen die Teilnehmer des Weltretter-Tages die Studierenden aus dem Fachbereich Produktionstechnik kennen, die als Bremergy-Racing-Team am Wettbewerb „Formula Student Electric“ teilnehmen. Dafür bauen sie ihren eigenen Elektro-Rennwagen, den „BreMo13“.

Sonderforschungsbereiche nutzen

In Bremen werden neben dieser ungewöhnlich praktischen Einweisung ins Ingenieurstudium auch die Sonderforschungsbereiche (SFB) genutzt, um bereits in der Schule das Interesse an den Ingenieurswissenschaften zu wecken. Aktuell arbeitet das BIAS im Rahmen der Sonderforschungsbereiche „Mikrokaltumformen“ (SFB 747), „Prozesssignaturen“ (SFB/TRR 136) und „Farbige Zustände“ (SFB 1232) mit Schulen aus Bremen und dem Bremer Umland zusammen.

Das Projekt des SFB 747 etwa nennt sich „mikromal“ und existiert bereits seit dem Jahr 2008. Um die ganz Jungen an die Uni zu locken, werden öffentliche Veranstaltungen angeboten, aber auch einzelnen Schulklassen ganz gezielt Wissen rund ums Mikrokaltumformen zugänglich gemacht. Beispielsweise wurden Schülerinnen und Schülern am Gymnasium Brake die Grundlagen der Lasermaterialbearbeitung und geometrischen Optik vermittelt. Eine Schulklasse hat im Zuge des Projektes einen Versuchsstand entworfen, mit dem laserspezifische Experimente etwa zu Parametereffekten in Schulräumen möglich werden. Für diese Erfolge erhielt die Initiative im Jahr 2013 den Förderpreis Optische Technologien des HansePhotonik e.V.

Die Seminarteilnehmer der Akademie Hypatia mit Professor Frank Vollertsen bei deren Treffen in Bremen im März 2017. Quelle: SFB/TRR 136

Die Seminarteilnehmer der Akademie Hypatia mit Professor Frank Vollertsen bei deren Treffen in Bremen im März 2017. Quelle: SFB/TRR 136, BIAS Bremen

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des SFB 1232 wollen an diese Erfolge anknüpfen und kooperieren unter dem Motto „Schule in Farbigen Zuständen“ mit der Wilhelm-Focke-Oberschule in Bremen Horn in Jugend‑forscht‑Projekten. Seit August 2017 begleiten daher Graduierte der Universität eine Schulklasse über einen Zeitraum von zunächst drei Jahren mit wöchentlich zwei Projektstunden. Sie geben den SchülerInnen die Möglichkeit, eigenständig zu forschen und so das Interesse an technischen Fragestellungen zu entdecken. Doch auch die Mitarbeiter der Universität profitieren:  „Unsere Graduierten bringen ihr Fachwissen ein und lernen gleichzeitig, ihre Themen so darzustellen, dass die Inhalte verständlich sind und begeistern“, erläutert Prof. Lutz Mädler vom IWT, Sprecher des SFB 1232 und Initiator des Schulprojekts.

Weiterer Bestandteil der schulischen Nachwuchsförderung sind – neben der beliebten Kinderuni – Facharbeiten technisch interessierter Schülerinnen und Schüler im Bereich Physik, die von den Bremer Forschungsinstituten betreut werden. Dabei vermitteln die Uni-Mitarbeiter den Jüngsten nicht nur technische Zusammenhänge. Sie zeigen ihnen auch, wie wissenschaftliche Ergebnisse und Methoden dokumentiert und Arbeiten verfasst werden. Damit haben die Jüngsten schon einmal gutes Rüstzeug für eine potentielle Ingenieurskarriere.

Beitragsbild:
Jungwissenschaftler Tobias Czotscher mit einer Schülergruppe im Rahmen derBremer Kinder‑Uni am BIAS. Quelle: BIAS Bremen


Mehr Informationen

www.mikromal.de/

blog.sfb1232.de/tag/nachwuchsfoerderung/

www.prozesssignaturen.de/de/ueber-uns/akademie-hypatia/

Förderer

Deutsche Forschungsgemeinschaft – DFG
Zudem wird der Senatorin für Wissenschaft, Gesundheit und Verbraucherschutz des Landes Bremen für die finanzielle Förderung gedankt.

Ansprechpartner

BIAS – Bremer Institut für angewandte Strahltechnik GmbH
Universität Bremen

Prof. Frank Vollertsen
Tel.: +49 421 218 58001
E-Mail: info-mbs@bias.de

Ansprechpartner aus dem Projekt Weltretter
Malte Behlau
Tel.: +49 421 218 58022
E-Mail: behlau@bias.de