Zu fertigende Bauteile werden bis heute meist auf Grundlage von 2D-Zeichnungen gefertigt. Diese enthalten neben der reinen Geometrie viele Zusatzinformationen, die man auslesen und semantisch beschreiben muss. Das geschieht künftig automatisiert.
Dezember 2021 – Über KI-basierte Bilderkennung ist das neu entwickelte System in der Lage, Texte und Symbole aus Zeichnungen auszulesen. Die Erkennungsrate des Demonstrators liegt bei etwa 70 Prozent. Die erkannten Texte und Symbole werden über ihre Position und Plausibilitätsprüfungen zusammengeführt. Ein Regelwerk reichert die Texte und Symbole mit Informationen an. Bisherige Lösungen nutzen klassische Versfahren der Bilderkennung, was die Erkennung unterschiedlich generierten Zeichnungen schwierig macht. Einige Lösungen fokussieren nur auf die Erkennung der Geometrie. Bei im Internet präsentierten Lösungen wird nicht klar dargestellt, wie das Problem gelöst wird, was eine Bewertung schwierig macht.
SE.MA.KI – „Selbstlernende Steuerung einer technologieübergreifenden Matrixproduktion durch simulationsgestützte KI“ – ist ein Verbundprojekt der zur WGP (Wissenschaftliche Gesellschaft für Produktionstechnik) zählenden Fraunhofer Institute IPA, IML, IST und IPT, mit einer Laufzeit von einem Jahr (ab 2021) und einem Projektvolumen von ca. zwei Millionen Euro. Der Fokus des Projektes liegt auf der Steuerung der adaptiven Matrixproduktion mit frei verketteten Stationen. Diese Form der modularen und damit flexiblen Produktion wird die Linienproduktion mit Fließband und festem Takt nach Einschätzung der Stuttgarter immer häufiger ablösen. Zusätzlich werden auch die automatische Generierung von Prozessketten und die Digitalisierung benötigter Informationen betrachtet, etwa im hier beschriebenen Teilprojekt.
Fertigungszeichnungen enthalten eine Vielzahl von Informationen wie
- die Geometrie des Bauteils, die über die Abbildung der Ansichten dargestellt ist,
- Bemaßungen der Geometrie, die Größe und Position angeben,
- Toleranzen, die angeben, welche Abweichungen von der Bemaßung erlaubt sind,
- allgemeine Informationen im Schriftfeld sowie
- zusätzliche Informationen, z.B. über Wärmebehandlung … (vgl. Bild 1)
Der neue Ansatz zur Erkennung von fertigungsrelevanten Informationen
Fertigungsrelevante Informationen können Symbole oder Texte sein (vgl. Bild 2). Für die Texterkennung, auch OCR (Optical Character Recognition) genannt, gibt es zahlreiche Open-Source-Bibliotheken. Eine Analyse der verfügbaren Lösungen hat die Überlegenheit der Python-EasyOCR-Bibliothek gezeigt. Sie basiert auf KI und kann kontinuierlich mit neuen Beispieldaten trainiert werden. So können auch Sonderzeichen für Fertigungszeichnungen in die Texterkennung integriert werden.
Auch bei der Symbolerkennung wird auf KI gesetzt. Eine der heute performantesten Bildbibliotheken ist YOLO (You only look once). Diese auf künstlichen neuronalen Netzen basierende Architektur ermöglicht ein Training von KI-Modellen mit Bildern. Im Rahmen des Projektes wurde YOLO genutzt, um eine vordefinierte Symbolbibliothek zu trainieren und damit in Zeichnungen Symbole zu erkennen.
Beitragsbild: Matrixproduktion | Quelle: Fraunhofer IPA, Stuttgart
Weitere Informationen
https://www.produktion.fraunhofer.de/de/forschung-im-verbund/zukunftsthemen/resiliente- wertschoepfung/SEMAKI.html
Ansprechpartner
Instituts für Industrielle Fertigung und Fabrikbetrieb (IFF)
Universität Stuttgart
Prof. Thomas Bauernhansl
Institutsleiter
Tel.: +49 711 970-1100
E-Mail: thomas.bauernhansl@ipa.fraunhofer.de
Christoph Haar
Wissenschaftlicher Mitarbeiter
Tel.: +49 174 6287564
E-Mail: christoph.haar@ipa.fraunhofer.de
Downloads:
Matrixproduktion | Quelle: IPA Stuttgart
Informationen in Fertigungszeichnungen | Quelle: Fraunhofer IPA, Stuttgart
Aufteilung der Informationen in textuelle (blau) und symbolische (grün) Informationen | Quelle: Fraunhofer IPA, Stuttgart
Zusammenführung der textuellen und symbolischen Informationen und Ableitung von fertigungsrelevanten Informationen | Quelle: Fraunhofer IPA, Stuttgart
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